1-5. Die Bedeutung des Unterbewusstseins

Bei der Geburt verfügen Kinder über eine große Anzahl an Nervenzellen (Neuronen), aber die Verbindungen zwischen diesen Zellen (Synapsen) sind noch nicht vollständig ausgebildet. Durch Bewegung und die sinnlichen Erfahrungen bilden sich diese Verbindungen im Gehirn. Diese Prozesse, bekannt als Synaptogenese und Neuroplastizität, sind entscheidend für die kognitive und motorische Entwicklung.


Erst einmal nutzlos

Schon bei der Geburt sind die 80 Milliarden Nervenzellen im Gehirn angelegt. Allerdings sind sie nicht verbunden und erst einmal nutzlos für die Wahrnehmung, das Nachdenken oder die Bewegung des Neugeborenen. Aber jedes unverbundene Neuron hat den inneren Drang sich zu verbinden und dieser Drang mit 80 Mrd. multipliziert signalisiert dem Kind „beweg dich“.

Genannt wird dieses Phänomen als „natürlicher Bewegungsdrang des Kindes“: er ist nichts anderes als das, was die Neuronen, wenn sie noch unverbunden sind, benötigen: Bewegung. Erst die Bewegung ist es, die das Kind später befähigt, sportlich aktiv zu sein und geistige Leistungen zu vollbringen.


Lassen wir sie toben, klettern, raufen

Als Babys noch gänzlich unbeholfen, wollen sie es schon bald instinktiv den anderen Kindern gleichtun. Wenn man aufzählt, was sie sich in der Krabbelgruppe und später auf den Spielplätzen alles aneignen, kommt man schnell auf viele, typische Aktivitäten:


Aufstehen, Gehen, Fallen, Aufstehen, Laufen, Steigen, Rutschen, Schaukeln, Trampolin springen, Klettern, Balancieren, Radeln, Skaten, Hula Hoop, Fußball, Purzelbaum schlagen und was noch alles mehr. Alles wollen sie unbedingt können und machen es so lange, bis sie es beherrschen.


B. Die Vorsicht des geschädigten neuronalen Netzes vor komplexer Bewegung

Vorstellbar ist, dass im Alter von geschädigten neuronalen Netzen, verbunden mit dem nachlassenden Gleichgewichtssinn und schwindenden Muskeln dem Körper aufgegeben wird, Bewegung im Allgemeine und komplex zu koordinierende Bewegungen im Besonderen tunlichst zu vermeiden. Geschädigte Netze melden demnach dem Körper instinktiv, jene Aktivitäten zu meiden, die es nicht mehr sicher auszuführen vermag.

Rein bewegungstechnisch gesehen ist das Leben nichts weiter, als eine stetige Transformation, ausgehend vom Bewegungsdrang des Kindes hin zum inneren Schweinehund im Alter.

Das Unterbewusstsein im Konflikt

Im Alter ist es jedes mal eine Überwindung, sich sportlich zu betätigen und es stellt sich die Frage, warum das eigentlich so ist. Eine Begründung auf diese Frage kann man im Unterbewusstsein finden, denn ob und wie wir uns bewegen, hängt sehr von ihm ab. Und für das Unterbewusstsein wiederum hat jede einzelne Nervenzelle einen Einfluss je nach dem in welchem Zustand sich das Neuron befindet: Wenn die Nervenzelle heil und unverbunden ist, dann signalisiert sie dem Unterbewusstsein, „beweg’ dich“, wenn sie heil und im neuronalen Netz eingebunden ist, signalisiert sie „ich wäre bereit zur Bewegung“. Wenn Nervenzelle aber durch Plaques zerstört sind, dann signalisieren sie „halt’ still“.


Im Zweifel für den Körper

Das Unterbewusstsein ist sozusagen im Konflikt zwischen dem Erhalt körperlicher und dem Erhalt geistiger Gesundheit und in der Regel entscheidet man sich im Alter für den Körper (Sturzvermeidung) und gegen den Geist. Die Folgen sind bekannt: nur wenige alte Menschen betätigen sich körperlich anspruchsvoll und die steigenden Zahlen pflegebedürftiger alter Menschen sprechen Bände.


Um geistige Gesundheit im Alter zu erhalten, bedarf es also nichts weniger als sich täglich entgegen seinem Unterbewusstsein aufzuraffen und sportlich aktiv zu werden. Für den inneren Schweinehund gilt nämlich auch umgekehrt, dass durch Bewegung die Muskeln so gestärkt werden und der Gleichgewichtssinn so erhalten bleibt, dass im Alter viele noch gerne Sport treiben. Schweinehund hin oder her.

So wie man Kinder anhalten muss, auch einmal still zu sitzen, muss man sich im Alter aufraffen, sich zu bewegen

1-4. Die Entwicklung des Denkens

„Surfen“ auf den Netzen der Bewegung

Eine für das Gehirn entscheidende Entwicklung war in der Evolution dann die „Erfindung“ des aufrechten Gangs vor rund vier Millionen Jahren. Mit ihm erfolgte der Übergang zu den Menschenaffen und diese Wesen, die nicht mehr auf allen Vieren krochen, sondern auf zwei Beinen das Gleichgewicht halten mussten. Dazu brauchten sie ein besonders gut ausgestattetes Gehirn. Um Stabilität auf zwei Beinen zu gewährleisten bedurfte es einer wahren Explosion von neuen Schaltverbindungen und Schaltkreisen in einem dafür vergrößerten Gehirn.

Eine zweibeinige Lebensweise war für das Gehirn auch deshalb eine große Herausforderung, weil es die durch die Sinne gelieferten visuellen Informationen aus dem Untergrund und der Umgebung wie in einem Rechenzentrum in Befehle für jeden einzelnen Muskel umrechnen muss, um komplexe Fortbewegung sturzfrei abwickeln zu können. Und nachdem der Mensch mit dem aufrechten Gang einmal begonnen hat, ging es mit den Herausforderungen erst richtig los.

Seither, also seit 4 Mio. Jahren, optimiert das Gehirn den aufrechten Gang vom einfachen Gehen über das Laufen und Springen im Gelände bis hin zum Balancieren und schließlich sogar das „Gehen“ auf Händen. Die dafür entstandenen riesigen Netze machten schließlich die kognitiven Leistung möglich und man kann sagen, das heutige Denken ist eigentlich ein zufälliges Nebenprodukt der besonders komplex zu koordinierender Fortbewegung auf zwei Beinen.


Augen und Hände im Zusammenspiel

Mit dem aufrechten Gang wurden beim Menschen die Hände frei. Das Zusammenspiel geschickter Hände mit den Augen, verknüpft durch das Gehirn, machte alles möglich: den Faustkeil, das Tongefäß und das Jagen mit dem Speer.


Schließlich war es in der Evolution dann so weit: das Bewusstsein, die Sprache und das Denken konnten entstehen. Der Verstand lernte die für die Bewegung gebildeten komplexen Schaltkreise zu nutzen, sozusagen auf den neuronalen Netzen regelrecht zu “surfen”. Zuerst war das Laufen, Jagen und komplex Hantieren und danach alles Kognitive: die Wörter, das Denken, das Lernen und Merken.


Vorbereitung für die Schule

Der gleiche Vorgang, wofür die Evolution Millionen von Jahren gebraucht hat, spielt sich bei jedem Kleinkind rasend schnell ab. Durch die zunehmenden körperlichen Aktivitäten bilden und verfeinern sich die Schaltkreise des Kindes, bis sie dann für die Verstandesleistungen bereit sind.


Bewegungsstress, die Kinder leben ihn

Nach der Geburt vergehen in der Regel sechs Jahre bis zum Schulbeginn. Diese Zeit der frühen Kindheit ist davon geprägt, dass sich jene Netze im Gehirn bilden, die den Anforderungen der Schule dann genügen sollten. Bei der Netzbildung ist jeder neu zu erlernende Bewegungsablauf zur Erweiterung der Schaltkreise von Nutzen.

Der natürliche Bewegungsdrang: An jedem Spielplatz kann man es sehen: die Kinder hüpfen, klettern, balancieren und die Mütter sitzen am Rand. Noch nirgendwo hat man es umgekehrt gesehen.

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1-3. Viele Muskeln, großer Geist?

Evolution des Geistes durch immer komplexere Bewegung

Nachdem sich mit dem Paarungstrieb zum ersten Mal in einem Lebewesen etwas kognitives ereignete, wurde in der Evolution alles möglich. Es begann die Evolution des Geistes, bei der die Muskeln der Lebewesen von Art zu Art mehr wurden und sich gleichzeitig das Leistungsvermögen deren Geistes weiter entwickelte.

Anfangs war es ein Muskel, den zu steuern es keines geistigen Aufwands bedurfte. Mit jedem Evolutionsschritt kamen weitere Muskeln und Muskelgruppen hinzu und das Gehirn wurde mehr und mehr gefordert, diese zu koordinieren. Hühner etwa haben 175 verschiedene Muskeln, die für eine Vielzahl von Bewegungen verantwortlich sind. Sie werden abschätzig als ziemlich dumm bezeichnet. Beim Menschen mit 656 Muskeln sind die Kombinationsmöglichkeiten schier unendlich groß und so wurde zuletzt der Schritt zu den Verstandesleistungen des Menschen möglich.

Die drei Stufen der Evolution des Geistes

Drei entscheidende Entwicklungsstufen waren es, die in der Evolution von den ersten Anfängen des Geistes bis hin zu den Verstandesleistungen des Menschen von heute führte:

1. Stufe: Mit einer ersten Bewegung kam vor 700 Mio. Jahren mit der Koordination erstmals das Geistige in die Welt. Es war nur ein kleiner Schritt, eine ganz kleine Bewegung, die jedoch die gesamte Evolution alles Geistigen einleitete.


2.Stufe: Millionen Jahre später war es der Paarungstrieb mit dem sich erstmals in Form einer Kombination von Aufmerksamkeit und Wahrnehmung die Grundprozesse der Kognition herausbildeten. In der nachfolgenden Evolution im Tierreich bildeten sich parallel zur Entwicklung der geistigen Herausforderungen für die Koordination weitere Emotionen und Gefühle (Überlebenstrieb, Jagdtrieb, Freude, Traurigkeit und über 20 weitere Gefühle) heraus und verfeinerten sich mit jeder Tierart.


Das reiche Seelenleben der Tiere



Lange Zeit wurde von den Menschen den Tieren ein eigenes Seelenleben abgesprochen. Längst wissen wir es besser und den Tieren werden heute eine Vielzahl von Gefühlen zugeschrieben. Die Entwicklung der Arten im Tierreich von einfachen zu höheren Lebewesen verlief parallel zur Entwicklung von immer komplexer zu koordinierenden Bewegungsabläufen und zunehmend reicherem und tieferem Seelenleben der Tiere.




3. Stufe: Zuletzt war es schließlich der Mensch, der den entscheidenden Schritt zum Denken, Reflektieren und zur Sprache vollzog. Durch vielfältige Bewegung bilden sich eine Vielzahl neuronale Schaltkreise und mit jedem dieser neuen Schaltkreise wurden die Möglichkeiten, Geistiges zu leisten, vielfältiger. Schließlich brachte die Evolution mit dem Menschen ein Lebewesen hervor, das sich auf zwei Beinen über weite Strecken fortbewegen konnte, seine Umwelt durch Werkzeuggebrauch der Hände gestalten lernte und mit der Möglichkeit zu kommunizieren, Wörter zu bilden, diese zu speichern und mehr oder weniger sinnvoll zu kombinieren, entscheidende Vorteile gegenüber den anderen Lebewesen im Tierreich.

Jeder Mensch hat ein anderes neuronales Netz

Unser Gehirn besteht aus ca. 80 Milliarden Nervenzellen, von denen jede einzelne Zelle mit über 10.000 weiteren Neuronen Verbindungen (sog. Synapsen) ausbilden kann. Diese unvorstellbar fein gesponnenen Netze sind kein bloßes Gewirr ohne jede Systematik. Die Netzbildung ist stets eine Folge von komplexen Wahrnehmungen der Umwelt über unsere Sinnesorgane und regelmäßig ausgeführten Bewegungsabläufen des Individuums und je nach Lebenslage des Menschen und seiner Aktivitäten sind die Schaltkreise eines jeden Menschen anders geknüpft als die seiner Mitmenschen und können sich individuell den wandelnden Bedürfnissen anpassen. Man kann also sagen, dass jeder Mensch ein anderes Netz hat, weil seine Muskeln tagtäglich ein individuelles Zusammenwirken vollführen, welches z.B. in der eigenen Mimik, Gestik, Stimmfall oder Gangbild zum Ausdruck kommt. Und dieses ganz eigene Zusammenwirken der Muskeln spiegelt sich in seinem Gehirn wieder. Jedes Gehirn ist anders und jeden Tag neu !

Kein bloßes Gewirr: Die Netze, Spiegelbild des Zusammenwirkens der Muskeln

Wenn es heißt „Interaktionen des Muskelapparates“, dann meint das nicht, dass im Hirn eines jeden Menschen die Muskeln abgebildet sind, sondern ein Abbild deren Zusammenwirkens. Wenn für einen Bewegungsablauf sehr viele Muskeln zusammenwirken, dann sorgen für deren Koordination die entsprechenden Schaltkreise im Kopf. Je vielzähliger die ausgeübten sportlichen Aktivitäten sind und je größer die Zahl der dabei beteiligten Muskeln ist, desto weiter und feiner gesponnene Netze sind im Gehirn spiegelbildlich abgebildet.


Schaltkreise gibt es im Gehirn in großer Zahl, da praktisch jede Bewegung, die regelmäßig ausgeübt wird, von einer anderen Muskelkombination ausgeführt und deshalb von einem anderen Netzwerk zu koordinieren ist. Und alle Netze für alle Arten von Bewegung zusammen genommen, ergeben zuletzt ein Großteil der Gehirnfunktionen eines Menschen. Ergebnis: Vielseitige Bewegung, soziale Interaktionen und Kommunikation schaffen viele intakte Schaltkreise und tragen zur Gesunderhaltung unseres Gehirn ganz wesentlich bei. Die Wissenschaft spricht auch von der „sensomotorischen Interaktion mit unserer Umwelt“.

Drei Beispiele für: „Spiegelbildliche Abbildung der Interaktion des Muskelapparates“

1. Lächeln


Für ein freundliches Lächeln müssen mehr als ein Dutzend Gesichtsmuskeln zusammenwirken. Bewerkstelligt wird diese Interaktion im für die Bewegung zuständigen Bereich in der Großhirnrinde (motorischen Cortex) durch ein kleines neuronales Netz von vielleicht gerade mal ein paar Millionen Nervenzellen.


2. Lächeln und Gehen

Jemandem im Vorübergehen ein freundliches Gesicht zu zeigen, bedarf schon des Zusammenwirkens von Dutzenden von Muskeln für das Gehen und für das Lächeln. Und natürlich ist auch das dafür erforderliche Netz erheblich größer, mit sicher mehr zehn mal so vielen gemeinsam agierenden Neuronen.

3. Langlauf-Skating

Wer Langlauf-Skating lernen will, benötigt dafür einen Schaltkreis, der sich über alle Areale des Gehirns erstreckt. Das erforderliche Netz muss beim Skaten beinahe alle 656 Muskeln koordinieren und besteht demnach aus vielen Milliarden von zusammenwirkenden Nervenzellen. Und diese Interaktion des gesamten Muskelapparates spiegelt sich, wenn man das Skaten schließlich kann, auch durch ein entsprechend großes Netz im Gehirn wider.

Tiere: Mehr Muskeln aber weniger Interaktionen

Der Mensch ist im Übrigen nicht das Lebewesen mit den meisten Muskeln. Elefanten zum Beispiel. Sie haben allein im Rüssel 40.000 Muskeln. Warum ist der Mensch dann den Elefanten trotzdem geistig überlegen? Die Antwort könnte sein, dass Elefanten zwar mehr Muskeln haben, aber mit diesen führen sie bei weitem weniger Interaktionen aus (wie bescheiden sind doch im Zirkus die Elefantenvorführungen zu denen der Akrobaten). Und weil Elefanten sich lange nicht so vielseitig bewegen, haben sie keine so ausgeprägten neuronalen Netze und dementsprechend keine solchen geistigen Möglichkeiten wie der Mensch .


Enorme Bedeutung für das Alter

Wenn die Erkenntnis, wonach das Gehirn ein Abbild aller Muskelinteraktionen für die regelmäßig ausgeübten körperlichen Aktivitäten ist, dann hat das für die Menschen im Alter eine enorme Bedeutung. Es bedeutet nämlich im Umkehrschluss nicht weniger, als dass nachlassende Aktivitäten unmittelbare Auswirkungen im Gehirn haben: die Schaltkreise werden brüchig, sie lösen sich auf und das gesamte neuronale Netz baut sich spiegelbildlich zu den nachlassenden Muskelaktivitäten ab.


Für die geistige Vielfalt hat das in letzter Konsequenz zur Folge, dass es nicht einer sportlichen Aktivität sondern derer viele bedarf. Mit jeder ehedem ausgeübten Sportart, die im Alter aufgegeben wird, geht nämlich ein Teil des Netzes verloren und damit verliert sich auch das Potenzial für geistige Vielfalt, eine blühende Phantasie und einen großen Horizont.

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1-2. Kognition: die Herausbildung des rein Geistigen

War das Gefühl Trieb der erste kognitive Vorgang?

Zuerst hatten die Nervenzellen nur eine Funktion. Ihre Aufgabe war es, die entsprechenden Impulse auszulösen um Bewegung anzustoßen oder zu beenden. Dafür waren erst nur wenige Nervenzellen nötig, aber mit der Bildung weiterer Muskeln wurde es erforderlich, mehr und mehr dieser Zellen zu bilden. Aus heutiger Sicht war ihre Anzahl aber nur sehr bescheiden. Das änderte sich, als in den Lebewesen zur ihrer Funktion der Koordination der Bewegung noch eine weitere Funktion hinzukam: Die Kognition.

Auf welche Weise kam das Kognitive in die Welt?

Der erste Schritt zur Kognition (Gedanken und Gefühle), also zu einem rein geistigen Vorgang, war auf dem Weg zur Menschheit von großer Bedeutung. Es musste ein bereits höher entwickeltes Wesen sein, das über ein zentrales Gehirn verfügte, denn es waren keine Impulse hin zu einem Muskel, sondern (nur) ein Prozess innerhalb des Gehirns. Dieser Vorgang ereignete sich erst lange nach dem ersten Impuls zur Auslösung einer Bewegung. Dass es so lange dauerte, liegt daran, dass jene Urtierchen, die sich zuerst entwickelten, solche waren, die sich durch Zellteilung vermehren.


Zur Vermehrung durch Zellteilung braucht es keinen Geist

Mit der Entstehung der Nervenzellen war die Grundlage für das Kognitive entstanden. Bis sich aber ein solcher rein geistiger Vorgang ereignete, dauerte es sehr lange und das lag an der Art der Fortpflanzung der Urtierchen: Zellteilung (Bild).


War der Trieb der Ursprung des Kognitiven?


Dann gab es erneut eine entscheidende Wendung: weg von der asexuellen Vermehrung durch Zellteilung hin zur geschlechtlichen Vermehrung. Mit diesem Schritt bekamen die Nervenzellen neben der Koordination eine zweite Aufgabe: den Trieb. In den Lebewesen mussten erste ganz feine neuronale Impulse entstehen, für einen Vorgang, den man heute mit dem Begriff “Paarung” bezeichnet. Es war nur so eine Art Triebhaftigkeit, nicht das was Menschen heute darunter verstehen. Ein Schritt, unmerklich, aber es war in der Evolution der Start des kognitiven Geistes und somit der Ausgangspunkt höheren Lebens.

Wikipedia war dabei!

Unter dem Stichwort „Evolution der Sexualität“ wird in Wikipedia eingehend dargestellt, dass in der Evolution die Sexualität eine entscheidende Rolle für die Entstehung des kognitiven Denkens hat:

“Die Herausbildung der Sexualität ist eine der Hauptfaktoren und gleichzeitig ein Ergebnis der biologischen Evolution. Die Entstehung von unterschiedlichen Geschlechtern und Paarungstypen gilt als Ausgangspunkt für die Entwicklung höherer Lebewesen aus ursprünglich geschlechtslosen Einzellern, die sich nur asexuell (vegetativ) fortpflanzten.” (Wikipedia: Evolution der Sexualtät“)

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1-1. Urknall der Bewegung und des Denkens

Alles Geistige hat seinen Ursprung in der Bewegung

Im Urknall, einem spektakulären Vorgang vor 13,8 Milliarden Jahren entstand das Universum und mit ihm gleichzeitig Raum und Zeit. Völlig unspektakulär aber in einem ebenso einzigartig Vorgang hatte vor gerade mal einigen hundert Millionen Jahren gleichzeitig Bewegung und Geist ihren Ursprung. Zwei singuläre Vorgänge, in denen der eine Raum und Zeit, der andere Bewegung und Geist hervorbrachte. Und beide male entstand etwas das sich gegenseitig bedingt: ohne Raum gibt es keine Zeit und ohne Bewegung gibt keinen Geist.

In den 13 Milliarden Jahren zwischen den beiden Ereignissen bestand der Planet nur aus Materie und Mikroorganismen. In einigen dieser Organismen existierten (bis dahin unverbunden) Muskelzellen und Nervenzellen. Durch eine Verbindung dieser ganz unterschiedlichen Zelltypen begann schließlich eine neue Ära. Die Ära des geistigen Lebens.

Gestartet wurde sie irgendwo im Ozean durch einen feinen neuronalen Impuls der eine erste minimalen Bewegung, in Form einer winzigen Zuckung ausgelöst hat. Damit vollzog sich der Übergang von den Pflanzen zu den Tieren und das Fraunhofer Institut in München, das diesen Übergang erforscht, datiert ihn rund 700 Millionen Jahre zurück. https://www.mpg.de/12791000/schwamm-evolution

In die Welt kam das Geistige also nicht als Kognitives (Gedanken und Gefühle), sondern in Form von Bewegung. Wenn Nervenzellen bei einem Muskel Bewegung auslösen, dann findet ein geistiger Prozess statt. Geistig nicht im Sinne von denken, sondern weil der Impuls aus dem neuronalen Bereich stammt, also dort wo alles Geistige stattfindet. Das Denken und Fühlen, wie wir es heute verstehen, hat demnach seinen Ursprung in der Bewegung.


Die Erschaffung des geistigen Lebens

Michelangelos Fresco von der Erschaffung des Adam wird oft als Vorlage verwendet um damit anderes auszudrücken. So könnte man es auch abändern und als den Funken Gottes zur „Erschaffung des geistigen Lebens“ verwenden (Bild), als zum ersten mal in einem Mikroorganismus ein neuronaler Impuls eine Bewegung auslöste.
Ein Ereignis, das hunderte von Millionen Jahren vor der „Erschaffung des Adam“ stattgefunden hat, aber ebenso von „göttlicher“ Bedeutung war.



Mit diesem Funken ereigneten sich in grauer Urzeit zwei entscheidende Begebenheiten: zum einen war es der Ursprung unseres Denkens und zum anderen konnte sich erstmals ein Lebewesen aus eigenem Antrieb bewegen. Damit verschaffte sich dieses Wesen einen wertvollen Vorteil: es konnte sich ihr Umfeld nach vorteilhaften Kriterien aussuchen.

//www.gehirnlernen.de/gehirn/nervenzelle-reizweiterleitung-und-reizverarbeitung/

So wie vor Millionen von Jahren das Geistige durch Bewegung entstand, so vergeht es beim Menschen im Alter durch mangelnde Bewegung.


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1. Der Geist: Vom Entstehen und Vergehen des Denkens

Inhalt 1. Abschnitt

Im diesem Abschnitt wird die besondere Bedeutung von Bewegung für die Entstehung und die Entwicklung des Geistes dargestellt. Wie Bewegung in der Evolution von Art zu Art vielfältiger wurde und parallel dazu die geistigen Möglichkeiten sich ständig erweiterten. Zuletzt hat der Mensch mit seinen besonders ausgeprägten körperlichen Fähigkeiten dann erneut die Grenzen des geistig möglichen in dem Maße verschoben, dass er über „Gott und die Welt“ reflektieren kann.


1. Urknall der Bewegung und des Denkens

Alles geistige Leben entstand mit einer ersten Bewegung

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2. Kognition: die Herausbildung des rein Geistigen

War der Paarungstrieb der erste kognitive Vorgang?

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3. Viele Muskeln, großer Geist?

Mehr und mehr Muskeln erforderten zunehmend komplexere Koordination und förderten so die Evolution des Geistes

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4. Bewegungsstress, die Kinder lieben ihn

Die Entwicklung des Geistes bei den Kindern

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5. Die Bedeutung des Unterbewusstseins

Bewegungsdrang und innerer Schweinehund

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6. Die kognitiven Fähigkeiten des Menschen

Informationen speichern und verarbeiten, um die Welt zu interpretieren

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7. Die sechs Hilfsfunktionen gelingender Kognition

Vom Glück, sich die Neugier und die Freude am Lernen bewahren zu können

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8. Demenz

Der Niedergang des Kognitiven

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9. Vergesslichkeit

Harmlos oder bin ich krank?

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10. Morbus Parkinson

Intakte Kognition – gestörte Koordination

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Einleitung


MCI (Mild Cognitive Impairment) ist der Fachbegriff für „leichte kognitive Störungen“ und meint nichts anderes als erste Anzeichen von Demenz. Ursache dafür ist ein Jahrzehnte lang sorglos geführtes Leben und typische Anzeichen sind Orientierungsstörungen, häufige Schwindelgefühle, verminderte Beweglichkeit, Vergesslichkeit oder Wortfindungsstörungen.

Bei den über 60-jährigen ist MCI weit verbreitet und viele davon werden, wie die Statistik zeigt, früher oder später dement sein. Die Frage für die Menschen im Alter ist, was man nach so vielen Jahren tun kann, die unvermeidlichen Folgen noch abzuwenden. Praktisch alle Ratgeber empfehlen, gesund zu leben. Allerdings, im Alter von 60 Jahren und mehr ist es dafür längst zu spät und so empfiehltsich, nach den Erfahrungen von Zentren für Hirngesundheit, also dort, wo man Erfahrungen mit der Erneuerung geschädigter Gehirne hat, zu handeln.

Erneuerung

Die Erkenntnisse aus deren Arbeit, übertragen auf die Schädigungen, die das Leben mit sich bringt, sind unmissverständlich: „Beweg Dich!“. Beweg Dich meint für jene, deren Gehirne geschädigt sind, die Möglichkeiten der „Neuroplastizität“ für ihre sportlichen Aktivitäten zu nutzen. Neuronale Plastizität, das ist die erstaunliche Fähigkeit des Gehirns, sich ständig zu erneuern, wenn es die entsprechenden Impulse durch Bewegung bekommt. Zwei Arten von Bewegung unterscheiden sich bezüglich der Neuroplastizität: Erstens, die das Gehirn erneuernde Art von Bewegung (koordinativ fordernd) und zweitens, die das Gehirn nur wenig fordernde Art (Ausdauersport).

Nicht das Ob, sondern das Wie ist entscheidend für die geistige Gesundheit im Alter. Über das Wie will diese Arbeit informieren und stellt dabei zwei Fragen: welche Bedeutung hat Bewegung für das Gehirn und welche Bedeutung hat koordinativ anspruchsvolle Bewegung für das geschädigte Gehirn.

Vorwort der Autoren:


Kann man das Thema Demenz verbunden mit Optimismus und Gelassenheit ansprechen? Man kann! Mit allgemein verständlichen Beiträgen und vielen Bildern wollen wir darstellen, dass all jene, die Demenz als eine unvermeidbare Alterskrankheit bezeichnen, Unrecht haben. „Demenz ist vermeidbar“ lautet deshalb auch der Titel dieses Internetauftritts.

Zugegeben, Alzheimer, wie die altersbedingte Form der Demenz bezeichnet wird, zu vermeiden, ist eine Herausforderung, der man sich stellen muss. Nur wenn man bereit ist, sich umfassend zu informieren und sich täglich motiviert, körperlich aktiv zu bleiben, dann ist es möglich, der gefürchteten Krankheit etwas entgegen zu setzen.

Bislang gilt Demenz weder als ursächlich behandelbar noch als heilbar. Trotzdem, der vorliegende Ratgeber will das Thema mit Zuversicht darstellen und dafür auch die notwendigen Informationen liefern. Im Alter geistig gesund bleiben ist möglich!

Ulrich Scheuerl – Dr. Peter Rieckmann

Ein Praktiker der Bewegung und ein Kenner des Gehirns haben zusammen ausformuliert, wie man durch Bewegung geistig gesund bleiben kann, selbst wenn man seinem Gehirn im Leben einiges zugemutet hat.

Einleitung: Millionen von MCI betroffen
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