Ist drei mal wöchentlich Laufen der falsche Ansatz?
Die Schulschwestern von Notre Dame wurden nach ihrem Leben befragt, um Antwort darauf zu finden, warum sie trotz massenhafter Eiweißablagerungen im hohen Alter nicht dement waren. Einen Schritt weiter gehen neuere Studien. Sie untersuchen, ob Bewegung im Alter Demenz aufhalten kann.
Sie greifen damit genau die Frage auf, die für ältere Menschen heute enorm wichtig ist: was kann ich tun, um geistig gesund zu bleiben? Und ganz speziell: auf welche Art muss ich mich bewegen, um geistig fit zu bleiben? Studien, zuletzt 2019 von der Sporthochschule Köln, versuchen den Nachweis zu liefern, dass bei leichter kognitiver Beeinträchtigung im Alter durch regelmäßiges Ausdauertraining die Demenz verhindert bzw. verzögert werden kann.

Altersgemäß?
Die Studie unterscheidet zwischen sportlicher Betätigung im aeroben und im anaeroben Bereich und verlangen von den Teilnehmern Ausdauertraining im aeroben Bereich. Während bei hohen Belastungen die Energie aus den Kohlehydraten (anaerob) kommt, versorgt sich der Körper bei moderatem Ausdauertraining stets ausreichend mit Sauerstoff (aerob). Aerobes Training findet also in gemäßigtem Tempo statt und wurde für die Studie zur „Demenzvermeidung durch Bewegung“ ausgewählt, weil es als die für ältere Menschen gemäße Bewegungsform angesehen wird.
Warum Ausdauertraining?
Ausdauertraining wurde als die wahrscheinlich effektivste Form der Übung genommen, weil die Teilnehmer damit ihre körperliche Fitness und das seelische Wohlbefinden steigern und so auch für den geistigen Bereich langfristig die besten Ergebnisse erzielen würden. So zumindest die irrige Annahme der Studie. 180 Personen mit amnestischer MCI (Anzeichen beginnender Demenz) waren beteiligt und einem 12-monatigen Training unterworfen. Drei mal pro Woche mindestens 45 Minuten Ausdauertraining war vorgegeben. Für die Vergleichsgruppen wurden Dehn- und Muskelaufbauübungen bzw. eine Kontrollgruppe ohne körperliche Betätigung genommen.
Warum von den Probanden Ausdauer- statt geistig anspruchsvollem Koordinativsport verlangt wurde, bleibt das Geheimnis der Sporthochschule. Allerdings befinden sich die Macher der Studie damit im Einklang mit allen weltweit zu diesem Thema durchgeführten Forschungsstudien. Das Ergebnis nach Ablauf der Studie war ernüchternd: Sport ist gut für Herz-Kreislauf, für die Seele und regt an, sich mehr am allgemeinen Leben zu beteiligen. Ob es aber etwas für’s Gehirn gebracht hat, darüber hat die Studie keine nennenswerten Ergebnisse liefern können.
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Kritik: Geistige Fitness ist nicht auf die leichte Art zu erhalten
Wenn man bedenkt, wie viel die Menschen in Deutschland rauchen und Alkohol trinken, was sie essen, wie wenig sie sich bewegen und welchem Stress sie im Arbeitsleben ausgesetzt sind, dann kann man nur den Schluss ziehen, dass in Deutschland heute das ungesunde Leben und Schädigungen in den Netzen älterer Menschen das Normale ist. Und so ist es geradezu eine fahrlässige Irreführung, wenn aus berufenem Munde geraten wird, drei Mal die Woche mit Stöcken zu walken oder auf geebneten Wegen zu laufen. Geistige Fitness nach einem ungesund geführten Leben ist eben nicht auf die leichte Art zu erhalten. So muss man sich nicht wundern, wenn zuletzt die Hälfte der 90-Jährigen in Deutschland unter Alzheimer leidet.
Zur Übungsinterventionsstudie der Deutschen Sporthochschule Köln (DSHS): National Library of Medicin