Netzbau – Netzerhalt – Netzerneuerung
Menschen im Alter, die ihre geistige Gesundheit nicht dem Zufall überlassen wollen, haben ein großes Interesse daran, welche Arten der Bewegung für ihre spezielle Situation besonders geeignet sind. Um als Einzelner besser verstehen zu können, wie Demenz zu verhindern sei, sollten deshalb von den Fachleute die unzähligen Arten der Bewegung in Kategorien eingeteilt werden. In Kategorien bezüglich ihrer Wirkung im Gehirn und dafür bieten sich exakt drei Kategorien an:
1. Bewegung die neue Netze baut

Beschreibung: Die Kategorie Netzbau kann man auch als die „Bewegung des Kindes“ bezeichnen. Es lernt alles neu und schafft sich damit die neuronalen Schaltkreise für das ganze Leben: Gehen, Radfahren, auf Bäume klettern, Balancieren, Tanzen und so vieles andere. Je mehr und je feiner die Netze gesponnen werden, desto leichter geht dann das Lernen.
Im Alter ist der Neubau von Netzen durch das Erlernen von Bewegung, die man nie konnte, ungemein schwieriger, aber möglich. Mit 60 Jahren mit dem Yoga anzufangen, sich auf der Slackline zu versuchen oder Tennis ganz neu zu erlernen, kostet Überwindung und viel Übung.
Wirkung:Die Wirkung von Netzbau im Gehirn ist in jedem Alter die gleiche: es werden neuronale Schaltverbindungen gebaut, die es zuvor nicht gab. Gebaut werden sie vom Gehirn, um die entsprechenden Muskeln so zu koordinieren, dass die Bewegungen wie gewünscht ausgeführt werden können. Für die kognitiven Eigenschaften bedeuten die neu geschaffenen Netze, dass der Horizont erweitert und der Geist beflügelt wird.
Anwendung:Netzbau betreiben Kinder automatisch, denn sie haben den natürlichen Drang sich zu bewegen und sich auszuprobieren. Weil dieser natürliche Drang mit zunehmenden Alter nachlässt, sollten alte Menschen sich stets die positive Wirkung der Bewegung auf Körper und Geist vergegenwärtigen.
2. Bewegung die bestehende Netze erhält

Beschreibung: Netzerhalt ist die Bewegung, die unsere Netze im alltäglichen Leben gesund erhält. Diese Bewegung der sechs Jahrzehnte zwischen Kindheit und Alter kann man auch als Kategorie „Bewegung des Alltags“ bezeichnen. Sie bewirkt im Detail den Erhalt und die Stabilität aller je gebauten Schaltkreise. Nur was regelmäßig genutzt wird, bleibt erhalten: „use it or lose it“.
Zum Netzerhalt braucht es also nur, dran zu bleiben und auch mit zunehmendem Alter wie bisher seinen täglichen Aktivitäten und den gewohnten sportlichen Herausforderungen nachzugehen.
Wirkung: Die Wirkung der alltäglichen Aktivitäten im Gehirn ist eine Stabilisierung der bestehenden neuronalen Netzverbindungen. Durch die ständigen Herausforderungen für das Gehirn zur Koordination von Bewegung und auch zur Lösung von geistigen Aufgaben bleiben die Schaltkreise im Kopf intakt. Nicht mehr und nicht weniger.
Anwendung:Bei der Bewegungsart Netzerhalt muss eine Einschränkung gemacht werden. Geeignet dafür, auch im Alter „nur“ Netzerhalt zu betreiben, sind ausschließlich solche Menschen, die gesund gelebt haben und deren Netze intakt sind.
3. Bewegung die geschädigte Netze erneuert

Beschreibung:Netzerneuerung ist die Bewegung, die unsere neuronalen Schaltkreise im Alter zu reparieren vermag. Als die Kategorie „Bewegung des Alters“ könnte man das bezeichnen, was im Alter wichtig wird. Spätestens mit Beginn der Rente geht es um’s erneuern des Gehirns..
So sorglos, wie man all die Jahre gelebt hat, hat es Spuren im Kopf hinterlassen. Bei manchen nur ganz wenige, bei anderen aber deutliche. Damit sich diese nicht zum Problem Altersdemenz auswachsen, gilt es, sich so zu bewegen, dass Netzerneuerung stattfindet.
Wirkung: Bei der Netzerneuerung wird das Gehirn so zur Koordination der Bewegung herausgefordert, dass es Schädigungen in den neuronalen Netzen behebt. Die bestehenden Schaltkreise werden nach Möglichkeit genutzt und überall dort, wo es Lücken gibt, wird das Gehirn gezwungen, neue Wege zu finden. Bewegung, die man auch als „heilsamen Bewegungsstress“ bezeichnen könnte. Was man an sportlicher Bewegung schon einmal gekonnt hat, lässt sich in einer Mischung an Herausforderungen wieder erlernen. Manches geht erst wieder nach langem intensiven Training, manches kommt wieder, allerdings erst mit kurzen aber regelmäßigen Einheiten.
Anwendung: Netzerneuerung ist allen dringend anzuraten ist, die sorglos gelebt und damit nicht nur im Körper, sondern auch Schäden im Gehirn verursacht haben. So können auch sie im hohen Alter noch geistige Fitness erhalten. Beides geht nicht: ungesund leben und im Alter träge werden.

Grafik Demenzgefahr
Der Bewegungsdrang (schwarze Linie) hält sich wenige Jahre und lässt dann Jahr für Jahr stetig nach. Jeder kennt das. Wenn dann noch das reale Leben zunehmend im Gehirn seine Spuren hinterlässt (rote Linie), dann kreuzen sich einmal die Linien und es öffnet sich die Schere (gelbes Feld) und für die geistige Gesundheit wird es zunehmend bedrohlich.
Spätestens aber mit 60 muss man sich entscheiden
Spätestens im Alter von 60 Jahren sollte man sich zum Thema Demenz Gedanken machen und sich Fragen stellen: Habe ich gesund gelebt oder durch Alkohol, Nikotin, Stress, wenig Bewegung und ungesundes Essen meinem Gehirn zu viel zugemutet? Gibt es Anzeichen von Demenz? Bewege ich mich sicher oder habe ich Probleme, die Balance zu halten? Ist die Vergesslichkeit noch vertretbar oder schon bedenklich? Viele Fragen, die man sich ehrlich beantworten sollte.
Je nach dem, wie die Diagnose für die eigene geistige Gesundheit ausfällt, mit Hilfe der Kategorien der Bewegung lässt sich stets eine geeignete Therapie mit täglichen Übungen finden. Wer im Leben vielen Risikofaktoren ausgesetzt war oder bereits Anzeichen von Demenz verspürt, sollte sich bei der Zusammensetzung der Aktivitäten einiges zumuten und sich besonders an die Kategorie Netzerneuerung halten. Wer gesund gelebt hat, kann relativ gelassen bleiben, bei ihm reicht es, bei der „Bewegung des Alltags“ dran zu bleiben. Wer den Ehrgeiz aufbringen möchte, sein geistiges Potenzial auch im Alter noch zu steigern, dem ist die „Bewegung des Kindes“, also Netzbau und Netzerweiterung anzuraten.