4-1. Hippokrates – ganzheitliches Denken:

Sind Körper und Seele untrennbar verbunden?

Gibt es eine Seele? Ein vom Körper unabhängiges Etwas, das von Gott geschaffen wurde, unsterblich ist und unser irdisches Dasein überdauert? Oder gibt es dieses etwas gar nicht und es gibt in Wirklichkeit nur einen Körper, der ganzheitlich zu betrachten ist, wie Hippokrates meint. So oder so, auf unsere Art zu leben hat die Antwort auf diese Frage einen entscheidenden Einfluss, hängt davon doch ab, ob wir uns im Leben mehr um die (unsterbliche) Seele oder um den (vergänglichen) Körper kümmern sollten. (Hippokrates: Urvater der Medizin. Wissen.de)

Die Frage nach dem Verhältnis zwischen Körper und Geist ist eine zentrale Frage seit der Antike und wird gewälzt seid Philosophen über Gott und die Welt nachdenken. Bei dem sogenannten „Leib-Seele-Problem“ stehen sich zwei gegensätzliche Ansätze gegenüber: die Monisten und die Dualisten. Die Monisten sehen Leib und Seele als Einheit, für die Dualisten sind Leib und Seele zwei voneinander getrennte Phänomene in einem Körper.


Der Mensch, ein beseelter Leib?

Als einen der frühen Monisten kann man den Arzt und Philosophen Hippokrates im 5. Jahrhundert vor Christus bezeichnen. Für viele Mediziner gilt er als derjenige Arzt der Antike, mit dessen Namen sich der Schritt von der Mythologie zur Logik im medizinischen Denken verbindet. Der Mensch erschien Hippokrates als ein Ganzes, als beseelter Leib. Körper und Seele sind untrennbar miteinander verbunden, beeinflussen sich gegenseitig und gehen im Tod gemeinsam unter.


Das Neue an Hippokrates:

Hippokrates hat den Menschen und seine Krankheit stets als Einheit gesehen und kann deshalb als erster Ganzheitsmediziner bezeichnet werden. Er fragte bei seinen Behandlungen seine Patienten immer auch nach deren Umfeld und nach ihrer Lebensweise! Er glaubte zudem an die Selbstheilungskräfte des Körpers und ging mit allzu radikalen Behandlungsmethoden eher vorsichtig um. »Unsere Körper sind die Ärzte unserer Krankheiten«. Worte, die heute wieder viel Zustimmung finden.

Keine Mühen scheuen

So wie Hippokrates Körper und Geist als eine Einheit betrachtete, gilt er für die Medizinhistoriker als der Begründer der Psychosomatik. Bekannt wurde Hippokrates auch, weil er von seinen Patienten etwas bis dahin einmaliges verlangte: wenig essen, viel bewegen und keine Mühen und Beschwerlichkeiten auslassen.1 Hippokrates war überzeugt, wenn der Mensch etwas für seine Seele tun wollte, für den Geist und die psychische Gesundheit, dann muss er den Körper gesund erhalten, sich bewegen und sportlich aktiv sein.

Hätte sich Hippokrates mit seiner ganzheitlichen Denkweise in der Antike durchgesetzt und in der Philosophie Bestand gehabt, wäre die Geschichte Europas anders verlaufen. Wer, wie bei der ganzheitlichen Denkweise, Geist und Seele im Tod mit dem Körper untergehen lässt, tut sich schwer mit Heilsversprechen und wird wenig Bereitschaft für Religionskriege finden.

Menschliche Hybris:

Wenn der Mensch behauptet, seine Seele sei ihm bei der Zeugung von Gott hinzugefügt worden, dann ist das so, als wollte der Apfel erklären, der Geschmack des Fruchtfleisches sei ihm vom „Gott des Apfels“ beigemischt worden.

1Anmerkung: Die Ausdrücke Geist und Seele werden im Text nicht unterschieden. Im Sprachgebrauch unterscheiden sie sich dadurch, dass man dem Geist den Bereich des rationalen Überlegens und Handelns zuordnet, der Seele dagegen den Bereich der Gefühle und der Intuition.

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