2-9. Das Hirn gibt niemals auf:

Müll wird entsorgt und die Werkstatt erneuert das Netz

Unser Gehirn, einmal wohlwollend betrachtet, hat doch sehr viel Geduld mit unserem liederlichen Lebenswandel. Viele, leider viel zu viele haben „normal“, also ungesund gelebt. Mit fortgeschrittenem Alter haben sich im Gehirn unzählige Plaques gebildet und in der Folge führt dies zum beginnenden Gehirnschwund. Doch das Gehirn gibt nicht auf, es gibt uns noch Jahre Zeit, die es zu nutzen gilt. Erst nach Millionen weiterer Plaques macht es schlapp und gibt sich der Demenz hin.

Statt durch Bewegung Material für die Werkstatt, liefern wir dem Hirn wertlose Fernsehbilder für die Müllabfuhr

Wenn wir schlafen und das aktive Bewusstsein ausgeschaltet ist, macht sich das Hirn an seine heilsame Aufgabe. Für seine nächtliche Arbeit stehen dem Hirn zwei betriebliche Einrichtungen zur Verfügung: die Werkstatt und die Müllabfuhr. In der Werkstatt werden alle Bewegungen des vorangegangenen Tages gebraucht, um die Arbeiten zur Erneuerung, Erweiterung und Stärkung der Netze auszuführen. Alles was am Tag an Bewegung koordiniert werden musste, verwendet das Gehirn, sich selbst immer gebrauchsfähig zu halten.

Bei dieser heilsamen Arbeit an sich selbst, unterscheidet das Gehirn drei Arten der Bewegung. Die regelmäßigen Bewegung, wie das Gehen, werden zur bloßen Stärkung des vorhandenen, möglchst intakten Netzes verwendet. Die koordinativ fordernden Bewegungen verwendet es zur Erneuerung des da und dort schon lückenhaften Netzes. Und ganz neue Arten der Bewegung, also wenn man im Alter noch auf ein Skateboard steigen würde, werden zur Bildung neuer Netze genutzt. Und das alles in der Nacht, ohne dass wir es merken.


Alles wird gebraucht

Die Werkstatt des Gehirns ist sehr daran interessiert, möglichst viel Material an allen der drei Bewegungsarten zu bekommen. Besonders aber solche Bewegungen, die komplex zu koordinieren waren.

Und noch eines, die „Werkstatt“ im Hirn arbeitet just in time. Ohne Bewegung am Tag, bleibt in der Nacht die Werkstatt zu.


Im Tiefschlaf kommt die Müllabfuhr


In der Müllabfuhr dagegen landet alles, was zur Gehirnerneuerung nicht benötigt wird. Vor allen Dingen sind das Nacht für Nacht die unzähligen Bilder und Eindrücke des Tages. Hierzu gehören auch Stoffwechselprodukte, die
im Laufe eines Tages sich anhäufen. Ohne Schlaf würde es mit viel
Energieaufwand auch das Nutzlose speichern und zuletzt würde es
wegen Überfütterung förmlich platzen. Allenfalls solche Bilder und
Erinnerungen des Tages, die sehr eindrucksvoll oder mit starken
Emotionen verbunden waren, werden abgespeichert. Die hierfür von der
Evolution entwickelte Müllabfuhr wird glymphatisches System genannt.
Man muss sich das als eine Art Förderband vorstellen, auf der die
Stoffwechselschlacken abgeladen und dann aus dem Gehirn transportiert
werden. Es funktioniert besonders effektiv in der Tiefschlafphase.


Nutzloses wird entsorgt

Wenn wir in Rente gehen, freuen wir uns erst mal darüber, endlich viel Zeit für uns selbst zu haben. Doch leider machen wir viel zu wenig daraus. Von den wenigen Stunden, die wir wach und nicht mit Essen und Besorgungen beschäftigt sind, verbringen wir im Schnitt die Hälfte untätig vor dem Bildschirm: statt durch Bewegung Arbeitsmaterial für die Werkstatt zu liefern, liegen Rentner am Sofa und beliefern ihre graue Hirnmasse mit unzähligen nutzlosen Bildern.


Schlafen können!

Zur Stärkung der neugebildeten Nervenverbindungen und für die Nachhaltigkeit der Gehirnerneuerung ist erholsamer Schlaf essentiell. In der Behandlung von Schlaganfallpatienten stehen deshalb Stressreduktion, effektive Schmerz- und Depressionsbehandlungen sowie Entspannungs- und Achtsamkeitstraining zur Verbesserung der Schlafqualität im Zentrum des Behandlungskonzepts.“ (Zitat: Medical Park Loipl)

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