Heilsame Anstrengung für jedes Alter

Ein Ereignis
Die Frage, wann Bewegung koordinativ anspruchsvoll ist, ist einfach zu beantworten: je nach dem! Erst einmal, jede Bewegung ist vom Gehirn zu koordinieren, aber in der Regel macht es das automatisch. So wird das Gehen, Schritt für Schritt, ein Leben lang vom Gehirn koordiniert ohne dass wir uns dessen bewusst sind. Wenn das Kleinkind aber zum ersten mal ein paar Schritte hin zu Mutter gehen will, ist das eine sehr anspruchsvolle Herausforderung und für die ganze Familie ein Ereignis.
Definition
Allgemein formuliert kann man sagen: Bewegung ist anspruchsvoll, wenn sie Koordination erfordert, für die es im Gehirn kein oder kein gut ausgebildetes neuronales Netz gibt. Im Kindesalter ist erst einmal jeder Bewegungsablauf herausfordernd, aber einmal gelernt, dann für Jahrzehnte wenig anspruchsvoll. Wenn nach einem langen Leben die für das Alter typischen Schädigungen im Gehirn eintreten, dann werden, Jahr für Jahr mehr, diese einmal gelernten Abläufe erneut koordinativ anspruchsvoll.
Gleichzeitig
Grundsätzlich gilt auch, je mehr Bewegungselemente gleichzeitig ausgeübt werden sollen, erfordert dies eine gute Abstimmung zwischen den verschiedenen Bewegungselementen und der Anspruch für das Gehirn potenziert sich mit jeder jedem weiteren. Auf dem linken Bein stehen und mit dem rechten Knie im Uhrzeigersinn kreisen, ist machbar. Noch leichter fällt es, rhythmisch mit dem linken Arm gegen den Uhrzeigersinn kreisen. Wenn aber gleichzeitig das rechte Knie und der linke Arm gegengleich kreisen sollen, wird es für das Koordinationsvermögen anspruchsvoll. Ein gutes Beispiel für unterschiedlich und gleichzeitig ist das Spielen auf dem Klavier, wenn die Finger der rechten und die der linken Hand zusammen agieren.
Sonderfall Schlaganfall
Im besonderen Fall eines Schlaganfalls kann es bereits höchst anspruchsvoll sein, den betroffenen Arm auf der vom Schlag betroffenen Seite wieder zu heben. Dazu bedarf es erfahrener Therapeuten, viel Ausdauer je nach Schwere der Schädigung im Gehirn gelingt es, wie ehedem den Arm wieder in der gewohnten Form zu benutzen. Beim Schlaganfall stellen sich demnach wieder jene Herausforderungen wie beim Kleinkind ein, nur dass es im Alter sehr viel schwieriger ist, sich neue bzw. sich erneut einst gekonnte Bewegungsabläufe anzueignen.
Tanzen: Das Musterbeispiel koordinativer Bewegung
Aus der Perspektive des Gehirns stellt sich jede Bewegung stets so dar, dass sie entweder automatisch ausgeführt werden kann, oder sich eine Stresssituation unterschiedlichen Grades einstellt. Und Stress stellt sich immer dann ein, wenn das neuronale Netz nicht genügt, eine Bewegung in der vom Körper gewünschten Form auszuüben. Besonders ist das beim Gemeinschaftstanz mit komplexen Tanzschritten zu spüren.

Wenn im Rhythmus nach dem Takt der Musik und nach den von der Tanzlehrerin angesagten Schrittfolgen diese im Gleichklang mit den Mittänzern umgesetzt werden sollen ist das für das Gehirn eine besonders koordinative Herausforderung. Stress pur aber heilsam allemal.