Das Leben muss man tanzen
Es gibt keinen Flecken auf der Welt, an dem nicht getanzt wird. Bei Volkstänzen wird stets gemeinsam nach der Musik in unterschiedlichsten Formationen getanzt, immer verbunden mit Spass und Freude an der Bewegung. Die Feste waren natürlich erst einmal für die Jugend da, sich kennenzulernen und Partner zu finden. Aber zum Tanz gehen sollte man in jedem Alter. Später ist die Bewegung nach der Musik die schönste Form, körperlich und geistig fit zu bleiben.

Tanzen in aller Welt
Line Dance und den Grand Square tanzt man in Amerika, in Brasilien den Samba, Steeling the Best in Irland, Enas Mythos und Sorbas Tanz in Griechenland und den Gay Fellow in England. Überall muss sich jeder auf die ganze Gruppe einlassen. Die grauen Zellen geraten in Stress und danken es mit neuen Verbindungen.
Gemeinsam nach einem Rhythmus zu tanzen macht Spaß, aber die Schritte und Schrittfolgen sind oft nicht einfach. Wenn es ein schönes einheitliches Bild ergeben soll, müssen die einzelnen Tänzer sich anstrengen. Man will ja nicht „aus der Reihe tanzen“ und Tanzschritte gibt es mehr als hundert, die nach dem vorgegebenen Rhythmus des Liedes kombiniert werden. Bei jedem Tanz eine andere Kombination, jeder Tanz eine neue Herausforderung.
Neue Zellen, neue Netze
Im Gehirn hat tanzen eine heilsame neuroplastische Wirkung. Der Koordinationsbedarf für alle beteiligten Muskeln ist groß und oft gibt es, zumindest anfangs, kein neuronales Netz dafür. Es ist für’s Hirn die gleiche Situation wie bei einem Kind, das zum ersten Mal zu gehen versucht. Und so wie das Kind muss der Tänzer so lange üben, bis das Netz gebildet ist. Bei jedem Tanz müssen Bewegung, Rhythmusgefühl und Musikgehör zusammenspielen.
Eine Forschungsstudie wollte genau wissen, ob es einen Unterschied zwischen Fitness-, Kraft- und Ausdauerübungen einerseits und dem Tanzen andererseits gibt. Die Teilnehmer waren im Schnitt 68 Jahre alt und die eine Hälfte davon absolvierte ein Sportprogramm, die andere ein anspruchsvolles Tanztraining. Nach einem halben Jahr zeigte sich, dass sich bei den Tänzern Aufmerksamkeit, Flexibilität, der Gleichgewichtssinn und die Wachsamkeit verbessert hatten. Bei den anderen hatte sich nur die Wachsamkeit verbessert.
Bei der Studie wurde auch nachgewiesen, dass sich durch Singen das Arbeitsgedächtnis, die Orientierung und die Denkleistungen verbessern. Wer selbst musiziert, schult das Gehirn in besonderer Weise, von daher kann erwartet werden, dass sich beim Zusammenspiel von Bewegung und Musik ebenfalls ein positiver Faktor ergibt: bei den Tänzern der Studie zeigte sich, dass es zu einem Anstieg des Nervenwachstumsfaktors kam, der für die Bildung neuer Nervenzellen und für das Langzeitgedächtnis eine große Rolle spielt.
Näheres: Tanzen und Demenz
Woran liegt das?
Allerdings ist es auch notwendig dranzubleiben, damit sie nicht wieder verkümmern. Beim Tanzen kommt Bewegung und geistiges Training zusammen, da ja auch immer eine Schrittfolge zu beachten und abzurufen ist. Dies ist eine anspruchsvollere Tätigkeit als in einem Fitnessprogramm stets die gleichen Bewegungsabläufe durchzuführen. Am besten gelingt das natürlich, wenn nicht nur altes Wissen abgerufen, sondern immer wieder neue Tanzschritte und Abfolgen einstudiert werden.
Tanzende Menschen sind immer auch lachende
Wie es das Gehirn macht, dass sich mit dem Rhythmus die Wörter für den Liedtext finden und der Körper sich an die Tanzbewegungen erinnert, bleibt sein Geheimnis. Für das Gemüt kann man die beruhigende Wirkung des Tanzes gar nicht unterschätzen: gemeinsam zu tanzen vertreibt jede depressive Verstimmung und gelacht wird immer. Alexis Sorbas hat mit seinem berühmten Tanz gezeigt, wie er nach dem Zusammenbruch seiner Materialseilbahn die Stimmung wieder heben kann. Eine schöne Szene des gleichnamigen Films.