5-1. Demenzbeschleuniger bestimmen unser Leben

Selber kochen, gehen, mähen, warum denn nicht?

Laut Statistik gehen wir täglich ganze 900 Meter. Vor den Zeiten des Autos waren es jeden Tag 15 Kilometer. Der Haushalt ist ein einziger Maschinen- und Gerätepark, um jeden Handgriff zu vermeiden oder zu erleichtern. Ein Thermomix in der Küche macht das Menü und im Garten arbeitet das Solarschaf.

Die Arbeit war früher immer mit dem Adjektiv hart verbunden. Die Arbeit heute dagegen verbindet man eher mit sitzen. Sitzen im Büro, im Auto oder daheim am Computer. Selbst in der Fabrik wird gesessen. In einem Auto, das neu vom Band rollt, steckt heute kaum noch körperliche Arbeit und menschliche Anstrengung.

Wir sind eine Gesellschaft geworden, die nur allzu gerne auf den „Segen der Technik“ zugreift. Alles was unser Leben erleichtert ist erfunden und wird selbstverständlich genutzt. Doch die Kehrseite dessen, was das für unsere körperliche und geistige Gesundheit bedeutet, haben wir noch zu wenig bedacht.


Nicht sesshaft werden!

Für die besondere Bedeutung der Bewegung für alles Geistige liefert die Seescheide einen eindrucksvollen Beweis. Sie ist ein winziges Manteltierchen, das im Larvenstadium über ganze 300 Nervenzellen verfügt. Mehr braucht sie aber nicht, um sich so weit fortzubewegen, dass sie einen geeigneten Untergrund findet, wo sie sich mit dem Kopf hineinbohren kann (Bild).

Dort verbleibt die Seescheide dann ihr ganzes Leben und weil sie die Nervenzellen nicht mehr braucht, werden sie sogleich wieder verdaut. Sozusagen vertilgt sie ihr ohnehin bescheidenes Gehirn, nachdem sie sesshaft geworden ist. Nichts als dieses kleine Manteltierchen könnte uns wohl besser vor Augen führen, im Alter nicht „sesshaft“ zu werden.


20 Jahre Ruhestand!

Nicht mehr körperlich hart arbeiten zu müssen und die Erleichterungen im täglichen Leben sind erklärtermaßen die Demenzbeschleuniger Nummer eins. Natürlich, verwirrte Alte, die hat es immer schon gegeben. Warum trifft es uns aber jetzt in einem Ausmaß, das den Sozialstaat die Gesellschaft und die Familien überfordert?

Der Unterschied zu früheren Zeiten ist offensichtlich. Zehn Jahre Ruhestand nach dem Beruf waren die Ausnahme, heute sind 20 Jahre der Normalfall und die Lebenserwartung ist auf ungekannte Höhe gestiegen. Auf der faulen Haut liegen zu können, war mal ein Privileg nur für wenige, heute können es Millionen von Menschen. Jahrzehntelang! Allerdings wird langsam klar, wir können uns das nicht mehr leisten. Nicht der Einzelne und schon gar nicht eine ganze Gesellschaft.

Zuerst sollte jeder, sobald er ins Rentenalter kommt, erst einmal rückblickend für sich entscheiden, wie es um seine Hirngesundheit bestellt sein könnte. Hat man gesund gelebt oder seinem Gehirn im Leben so einiges zugemutet? Wie man selbst zu einer Einschätzung kommen könnte, wird nachfolgenden mit dem Beitrag „Handlungsbedarf für die graue Masse?“.

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