Teuer und nutzlos
Mit Medikamenten ist Alzheimer bis heute nicht beizukommen und das bleibt wohl noch sehr lange so. Drei Ansätze wären denkbar: einer, der bewirkt, dass die schädlichen Stoffe erst gar nicht ins Gehirn gelangen (Vorbeugung), einer, der die körpereigene Barriere im Gehirn stärkt und einer, der die Eiweißverklebungen im Gehirn wieder auflöst (Behandlung).
1.Ein Mittel zur Vorbeugung?
Zur Vorbeugung gegen Alzheimer gibt es nur eine Möglichkeit: gesund leben. Möglichst so gesund, dass gehirnschädigende Krankheiten wie Fettleibigkeit, chronischer Stress, Bluthochdruck oder zu hohes Cholesterin vermieden werden. Wer das nicht schafft, muss damit rechnen, dass Hirnzellen absterben. Um das zu verhindern, gilt es, diese Krankheiten in den Griff zu bekommen und falls das nicht gelingen sollte, mit entsprechenden Medikamenten sie auf ein erträgliches Maß zu begrenzen. Stress und Fettleibigkeit einzugrenzen bleibt jedem selbst vorbehalten.
2. Hoffnung Antikörper: Du kommst hier nicht rein!
Was Anlass zur Hoffnung geben könnte, wäre ein Mittel zur Stärkung der Blut-Hirnschranke. Diese Barriere verhindert ohnehin das Schlimmste. Sie filtert alle Giftstoffe aus, die ansonsten über das Blut ins Gehirn gelangen würden. Diese Barriere ist aber von Natur aus bereits optimiert, sie ohne schädliche Nebenwirkungen durch ein Medikament weiter zu verbessern, ist schwer vorstellbar. Diese natürliche Schranke im Gehirn unterscheidet heute schon genau “was darf rein und was nicht”. Sie durch ein pharmazeutisches Mittel zu manipulieren wäre gefährlich und würde wohl mehr Schaden anrichten als es hilft.
Blut-Hirn-Schranke: https://de.wikipedia.org/wiki/Blut-Hirn-Schranke
3. Ein Mittel zur Behandlung?
An einem Mittel, das die im Gehirn abgelagerten Eiweißverklebungen nachträglich wieder auflöst, wird seit langem geforscht. Zuletzt war es der Wirkstoff Lecanemab von Lequembi. Nachdem die European Medicines Agency (EMA) Lecanemab zunächst die Zulassung verweigerte, wurde es jetzt im April 2025 trotz Bedenken doch zugelassen. Da aber, laut EMA, das Risiko schwerer Nebenwirkungen höher zu bewerten sei als die erwartete positive Wirkung, hat sie das Mittel auf einen eng begrenzten Personenkreis eingeschränkt.
Mit Lecanemab scheint sich also nun ein interessanter Ansatz zu entwickeln, denn das Medikament ist als Antikörper ein solches großes Eiweißmolekül und erreicht durch die alleinige Gabe über die Vene wahrscheinlich gar nicht in ausreichendem Maße das Gehirn, um die Amyloid-Plaques aufzulösen. Der Effekt konnte durch gezielten Ultraschall, welcher in den betreffenden Regionen vorübergehend die Blut-Hirnschanke für Eiweißmoleküle öffnet, verbessert werden (AR Rezai, et al.: N Engl J Med 2024;390:55-62). Weitere Studien werden noch klären müssen, ob sich dann ein besseres Nutzen-Risikoprofil der Antikörper erreichen lässt.
Sollte das gelingen, wäre das ist ein echter Fortschritt. Denn Lecanemab ist das erste Medikament, das die zerstörerische Krankheit an einer ihrer Wurzeln packt. Es greift zielgerichtet in den Krankheitsprozess ein, indem es die für Alzheimer so typischen Ablagerungen im Gehirn auflöst. Somit kann es als eine gute Nachricht gewertet werden, dass jetzt auch Betroffene in der EU Zugang zu diesem innovativen Mittel erhalten.
Medikamente: teuer und nutzlos?
Hinzu kommen dann noch eine Vielzahl von Mitteln, die „Zellen schützen“, „Durchblutung verbessern“, „Gedächtniskraft stärken“ und „Altern vorbeugen“ sollen, deren Wirkung aber nie in großen klinischen Studien belegt wurde. Diese sind zwar rezeptfrei – aber meist teuer erhältlich und können daher medizinisch nicht empfohlen werden. Auch wenn wir alle gerne „die Pille“ hätten, derzeit sind die dargestellten Lebensstiländerungen eindeutig die effektivere Variante. Der folgende Absatz will deshalb dazu motivieren:
Rezepte oder Lebenswandel?
Schon der Naturheilkundler Sebastian Kneipp (1821 – 1897) wusste:
„Gesundheit bekommt man nicht im Handel, sondern durch den Lebenswandel“. Auch noch heute, mehr als 100 Jahre nach Sebastian Kneipp werden große Hoffnungen darauf gesetzt, dass die Forschung bald einen Wirkstoff finden wird, der es uns ermöglicht, ohne eigenes Zutun im Alter geistig gesund zu bleiben. Darauf sollten wir aber nicht warten, sondern gleich ab heute unseren Lebensstil ändern.
