Neuroplastologe in eigner Sache werden
Das Gehirn ist ein äußerst flexibles, sich ständig umformendes Netzwerk, das sich in Folge der täglichen Impulse aus dem sich bewegenden Körper durch Um- und Neuschaltungen so anpasst, dass es jederzeit die gewünschten Bewegungsabläufe ausüben kann. Bildlich gesprochen verändert das Gehirn sein Netz durch körperliche Bewegung so wie eine Wolke am Himmel, die einer leichten Brise ausgesetzt ist und dadurch ihre äußere Form und innere Struktur verändert.
Jeden Tag baut das Gehirn Verbindungen ab, weil sie nicht gebraucht werden oder weil sie in Folge eines ungesunden Lebens kaputt gehen. Jeden Tag schafft es aber auch neue Verbindungen und erneuert kaputt gegangene. In welche Richtung es geht, das wird ihm vom Organismus vorgegeben, das Gehirn führt es nur aus. Ob dabei das neuronale Netz langsam schwindet oder sich vergrößert und feiner gesponnen wird, ist nicht seine Sache, sondern die des Körpers.

Stimmt die Richtung?
Neuroplastologen sind Spezialisten, die dem Gehirn eines anderen Menschen zu seiner Gesundung eine Richtung vorgeben wollen. Es sind Wissenschaftler und Therapeuten, die kennen die Möglichkeiten der Neuroplastizität und setzen sie gezielt zur Erneuerung des Gehirns von Patienten ein.
Wollte man von diesen Therapeuten lernen, um für sich selbst dem Gehirn eine Richtung vorzugeben, muss man sich seiner Vorlieben bewusst werden: was kann ich, welche sportlichen Aktivitäten mache ich gerne und welche Bewegung macht mir Freude? Gleichzeitig werden aber auch die Defizite definiert: wo habe ich Schwierigkeiten, welche Aktivitäten und Übungen fallen mir schwer und was kann ich nicht mehr rhythmisch und fließend ausführen.
Die Regelmäßigkeit macht’s
Demenzvermeidung nach einem sorglos geführten Leben ist möglich. Es sind jene sportlichen Aktivitäten, die, wenn sie regelmäßig ausgeführt werden, ein starkes neuronales Netz herausbilden. So stark, dass körperliche Bewegung sicherer wird. Ganz egal, ob sich Kinder etwas aneignen wollen oder ob im Alter ein geschädigtes Netz erneuert werden soll, erst wenn der Bewegungsablauf „sitzt“, also automatisch abläuft, dann ist das ein gutes Zeichen für ein starkes neuronales Netz. Ein Netz, das bei Kindern die Voraussetzung für die Schule darstellt und im Alter die Basis für geistige Gesundheit.
Um sich das persönliche Bewegungsprogramm zusammenzustellen, wäre es hilfreich, sich fachlich unterstützen zu lassen. Eigentlich sollte der Hausarzt behilflich sein können, einen geeigneten Bewegungstherapeuten zu finden. Oder man wendet sich an ein Zentrum für klinische Neuroplastizität (ZKNP). Dort in den Therapieräumen sind die Spezialisten für „Gehirnerneuerung durch Bewegung“ zu finden. Wohin man sich wendet ist das eine, das andere ist, man muss motiviert sein. Motiviert, ab sofort regelmäßig dran zu bleiben.
Das Verb „neuroplastizieren“ steht in keinem Wörterbuch. Dabei macht unser Gehirn jede Nacht nichts anderes und sorgt mit dieser Tätigkeit dafür, dass es gesund und gebrauchsfähig bleibt.