Stets ausreichende Stabilität
Balancefähigkeiten gibt es viele, Gleichgewichtssinn nur einen
Der Gleichgewichtssinn ist eine Fähigkeit des Gehirns, die Balance dagegen eine der Muskulatur. Wenn es wackelig wird, ist das gesunde Gehirn stets in der Lage, die Signale aus dem Vestibularorgan des Innenohrs so umzurechnen, dass es an die Muskeln gezielte Impulse senden kann, um dem ruhenden oder dem sich bewegenden Körper Stabilität zu verschaffen. Muskeln haben in diesem Sinne nur eine Hilfsfunktion, das Hirn dagegen eine Führungsfunktion.
Bei der Balancefähigkeit unterscheidet man zwischen der statischen und der dynamischen. Die statische Balancefähigkeit braucht es, um auf einem Bein zu stehen, die dynamische, um auf einem Bein stehend mit dem anderen eine Übung auszuführen. Damit aber noch nicht genug der Balancefähigkeiten. Es gibt sie auch noch für jede einzelne der Muskelgruppen und hier unterscheidet man sechs große: die der Beine, der Arme, des Rückens, der Brust, der Schultern sowie Bauch und Beckenboden. Jede einzelne davon sollte gut trainiert sein.
Gleichgewichtssinn dagegen gibt es nur einen. Er befähigt, den Körper aufrecht und bei Bewegung im Gleichgewicht zu halten. Er ist nach dem Hören unser zweiter Sinn im Innenohr und gewährleistet in Zusammenarbeit mit dem Gehirn und den Muskeln Stabilität für den Körper bei jeder Bewegung. Geschult wird er durch die balancefordernden täglichen Verrichtungen und durch gezieltes Balancetraining. Auch wenn die vielen Balancefähigkeiten und der Gleichgewichtssinn zwei getrennt von einander zu betrachtende Dinge sind, gibt es zwischen beiden einen fundamentalen Zusammenhang.
Beschreibung des Gleichgewichtssinns: https://www.gesundheitsinformation.de/wie-funktioniert-der-gleichgewichtssinn.html
Gleichgewichtssinn hat der Mensch nur einen. Ihn gilt es auf einem möglichst hohen Niveau zu halten.
Wasserwaage – Dosenlibelle – Vestibularapparat
Drei Messgeräte, die Stabilität und Gleichgewicht ermöglichen

Wasserwaage
Die Wasserwaage ist von keiner Baustelle wegzudenken. Mit einer solchen Waage kann man einzelne Objekte wie Balken oder Steine auf horizontale Lage prüfen und liefert den Handwerkern die Informationen, ob ein Balken oder eine Mauer waagrecht errichtet ist oder ggf. korrigiert werden muss. Wasserwaagen haben oft auch eine zweite Messeinrichtung, mit der die genaue Senkrechte festgestellt werden kann. Wasserwaagen funktionieren eindimensional, entweder in der Waagrechten oder in der Senkrechten.

Dosenlibelle
Eine Dosenlibelle ist ein Messinstrument, das zur Überprüfung der vertikalen Lage von Gegenständen verwendet wird. Sie besteht aus einem Hohlkörper, der mit einer Flüssigkeit und einer Gasblase gefüllt ist. Die Gasblase bewegt sich immer zur höchsten Stelle des Hohlkörpers und zeigt so an, ob ein Gegenstand senkrecht ausgerichtet ist. Im Gegensatz zur Wasserwaage, die nur in einer Dimension misst, kann die Dosenlibelle Neigungswinkel in zwei Dimensionen gleichzeitig anzeigen. Sie wird häufig beim Aufbau von Maschinen und Geräten sowie in der Bauindustrie eingesetzt.

Das Innenohr
Das Vestibularorgan im Innenohr ist der Dosenlibelle und erst Recht der Wasserwaage bei weitem überlegen. Sie funktioniert im dreidimensionalen Raum und kann von keinem auch noch so gut konstruierten technischen Gerät ersetzt werden.
Das oft nur wenig beachtete Sinnesorgan im Ohr dient der Steuerung des Gleichgewichts bei jeder räumlichen Bewegung und benötigt dafür drei Messeinrichtungen:
1. drei ineinander verschlungenen Bogengänge. Je ein Bogen ist für eine Richtung zuständig. Einer, der anzeigt, ob Neigungen nach oben/unten wie beim Salto stattfinden. Der zweite Bogengang, der Körperdrehungen wie beim Tanzen wahrnimmt. Und zuletzt ein Bogengang der anzeigt, ob die Bewegung seitlich gedreht, wie eine Saltoschraube beim Turnen, abläuft.
2. eine Vielzahl von Wasserbläschen in den Bogengängen. Mit ihnen wird in den Bogengängen jeweils die Abweichung festgestellt, in der sich der Körper während der Bewegung außerhalb des angestrebten Gleichgewichts befindet.
3. ganz feine Sinneshärchen, die sich am Ende der Bogengänge in der sogenannten Ampulle befinden. Immer dann, wenn sich der Kopf bewegt, werden diese von einer Membran mehr oder weniger umgebogen. Damit wird angezeigt, mit welcher Dynamik die Bewegung ausgeführt wird und ob sie sich beschleunigt oder verlangsamt.
All diese Informationen aus den Bogengängen, den Wasserbläschen und den Sinneshärchen werden an das Gehirn geliefert und dort zu einem gemeinsamen Bild zusammengesetzt. Zuletzt werden, wie in einem Rechenzentrum, aus den gesammelten Informationen die Befehle für jeden einzelnen Muskel, der für den Ablauf der Bewegung benötigt wird, errechnet und dorthin gesandt.
Balancefähigkeit ist das Ergebnis einer gut trainierten Muskulatur und keine der Muskelgruppen sollte vernachlässigt werden. Der Gleichgewichtssinn ist dagegen das Ergebnis eines gut trainierten Zusammenspiels von Vestibularorgan, dem Gehirn und den Muskeln des Körpers.
Der Gleichgewichtssinn sollte ganz speziell im Alter auf einem hohen Niveau gehalten werden und mit jedem Balancetraining, besonders für die dynamische Balancefähigkeit, wird das Niveau des Gleichgewichtssinns gestärkt. Nach oben hin ist im Übrigen die Skala offen und je besser jede einzelne Muskelgruppe in ihrer Balancefähigkeit geschult ist, desto höher ist sein Niveau und sein höchstes hat der Gleichgewichtssinn dann erreicht, wenn alle Muskelgruppen in ihrer Balancefähigkeit optimal trainiert sind.
Erklärvideo des Gleichgewichtssinns: https://de.wikipedia.org/wiki/Bogeng%C3%A4nge
https://www.usz.ch/krankheit/stoerungen-des-gleichgewichts/
Warum mach eine gute Balance fit im Kopf?
Warum sind Übungen, die speziell den Gleichgewichtssinn trainieren, geeignet für geistige Fitness im Alter? Die Antwort darauf kann man auf den Spiel- und Sportplätzen der Kinder beobachten. Wenn sie sich etwas Neues aneignen wollen, ist es stets mit Herausforderungen an das Gleichgewicht verbunden. Kindheit ist eigentlich nur ein anderes Wort für Bewegungsdrang und die Kinder wollen sich so bewegen, dass sie dabei ihre Fähigkeiten, stets in der Balance zu bleiben, perfektionieren. Uns „Alten“ führen sie damit anschaulich vor, wie der Erhalt geistiger Fitness geht.
Auf den folgenden Seiten wird eine kleine Auswahl von Balanceübungen dargestellt, die den Gleichgewichtssinn steigern. Sie sind so gewählt, dass alle großen Muskelgruppen trainiert werden. Für jede Muskelgruppe gibt es unzählige Übungen und sie finden sich im Netz, in entsprechenden Ratgebern und besonders zu empfehlen sind die morgendlichen Telegym-Sendungen im Fernsehen.